Es war im Frühjahr des Jahres 1909, als ein Schiff, eine Viermastbark, aus Rio de Janeiro nach Stockholm aufbrach. Es war vollgestopft mit
südamerikanischen Köstlichkeiten wie Kaffee, Mate, Schokolade, Gewürze und getrocknetem Obst.
Die Fahrt über den Atlantik verlief ruhig und ohne größere Zwischenfälle. Doch kurz nachdem das Schiff den Ärmelkanal passiert hatte und in der Nordsee angelangt war,
zeigte der Blanke Hans seine Kraft und mit unendlicher Wut tobte er! Wie Detlev von Liliencron es schon beschrieb, kamen langmähnige Wogen wie schwarze Rosse geflogen! Die Segel rissen, das Ruder
barst, die Gischt setzte das Deck unter Wasser, so dass die Speigatten kaum nachkamen das Wasser zurück in die Fluten zu spucken und völlig manövrierunfähig wurde das Schiff über die tosende See
geschleudert!
Angst und Panik beherrschte die Crew und als das Schiff hart auf die roten Felsen Helgolands zusteuerte und es zu zerschellen drohte, schrien sie nach Poseidon, dem Gott der Meere, und die Mannschaft
schrie gegen den Sturm und den peitschenden Regen aus Leibeskräften in Todesangst:
„Poseidon, Du Herrscher über die See! Errette uns aus dieser misslichen Lage und schenke uns das Leben! Dem Ort an dem wir sicheren Boden unter den Füßen spüren, wollen wir etwas Gutes tun! Poseidon,
errette uns aus unserer Not!“
Plötzlich war der Crew als hätten sie kurz Poseidons Dreizack hinter der Insel aufblitzen sehen können! Und plötzlich drehte der Wind und haarscharf, wirklich haarscharf, verfehlte das Schiff die
Klippen Helgolands, so dass die Crew das Gefühl hatte die Felsen mit bloßen Händen fassen zu können.
Aber mit unverminderter Härte tobte die Nordsee, die Mordsee, wie jeden Herbst aber das Schiff zerbrach nicht unter den wütenden Schlägen der eiskalten Fluten! Der Sturm schleuderte das Schiff
förmlich in die Einfahrt des Jadebusens und nach einer gefühlten Ewigkeit zerschellte das Schiff am Deich, in der Nähe des Vareler Hafens! Die Crew konnte sich aus dem Wrack befreien und lief los um
die nächste Siedlung zu finden.
Den Ort den sie fanden war Varel. Die Perle am Jadebusen! Die Schöne zwischen Wald und Meer!
Aus Dankbarkeit gegenüber Poseidon gründeten diese brasilianischen Seeleute den allseits beliebten TuS Varel 09 um den Bürgern der Stadt etwas Gutes zu tun! So brachten sie den Fußball nach
Varel.
Und wenn man der Legende glauben schenken darf, so sind die Bänke im Vareler Waldstadion noch immer aus den alten Planken des 1909 am Vareler Deich zerschellten Schiffes.
Bis ins Jahr 1977 konnte man es bei einem Sieg des TuS Varel 09 dreimal ans Schleusentor klopfen hören! Der Schleusenwärter öffnete und schleuste scheinbar sinnlos! Doch Poseidon höchst selbst drehte
dann eine Runde durch den Vareler Hafen und verschwand wieder ohne weiteres Aufsehen zu erregen.
Seit dem Bau der Sielschleuse im Jahr 1977 klopft es nicht mehr, denn das Schleusentor kann sich nur noch bei Gleichstand von Außen- und Binnenwasser öffnen. Wenn der TuS Varel 09 ein Spiel gewonnen
hat und das Tor sich öffnet kommt Poseidon aber noch immer in den Vareler Hafen. Leise und ohne auf sich aufmerksam zu machen. Doch wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel auf das trübe Hafenwasser
scheint, kann man manchmal, wenn man ganz genau hinsieht, Poseidons Dreizack knapp unterhalb der Wasseroberfläche sehen!
Und so ist Poseidon seit 1909 der Schutzpatron dieses Vereines der sich glücklich schätzen kann, dass ihm Poseidons Treue, in guten- wie in schlechten Zeiten, gewiss ist.
In wiefern diese Legende der Realität entspricht, kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen, doch ist bekanntlich an jeder Legende immer mindestens ein Körnchen Wahrheit
verborgen.